BRENNNESSELGARN / BRENNNESSELTEXTIL

BRENNNESSELGARN / BRENNNESSELTEXTIL

Aus dem Stiel der Brennnesselpflanze kann man Fasern gewinnen und folglich Garn herstellen, dieses Garn kann dann folglich für eine Textilverarbeitung gebraucht werden.

Brennnesseln sind altbekannte Faserpflanzen, Brennnesselgarn wird bereits seit 2000 Jahren verwendet, um Kleidungsstücke herzustellen. Erste Versuche einer kommerziellen Nutzung gab es jedoch erst in den 20er Jahren des 18. Jahrhunderts in Deutschland. Jedoch konnte sich die Pflanze bis heute nicht in der Industrie durchsetzen. Im 18. und 19. Jahrhundert wurde sie auch in Dänemark intensiver genutzt, aus dieser Zeit sind hochwertige Textilien erhalten. Weitere Forschungen gab es vor allem im Deutschland des 19. Jahrhunderts, als Hindernis erwies sich jedoch vor allem das Fehlen einer praktikablen Methode, um die Fasern vom Rest der Pflanzen zu trennen. Während des Ersten Weltkriegs waren in Deutschland Brennnesselfasern als Rohstoff so begehrt, dass ihr Wachstum amtlicherseits vor vorzeitigem Abernten und Verfüttern geschützt werden musste.

Textil aus der Brennnessel lässt sich auch heute vereinzelt im Markt finden. Die Fasern stammen jedoch hauptsächlich aus asiatischen Ländern. Der industrielle Anbau der Baumwolle seit Beginn des 19. Jahrhunderts und die damit verbundene Verbilligung dieses Rohstoffes verdrängte allmählich die Nesselfaser. Wobei man ehrlicherweise auch sagen muss, dass sich Baumwolle einfacher ernten und spinnen lässt.

Das Brennnesselgarn hat dafür andere wichtige Eigenschaften nebst dem das die Pflanze an sich im Anbau die klar umweltbewusstere Alternative wäre. Die Brennnessel ist eine mehrjährige Pflanze, im ersten Jahr können die Pflanzen noch nicht geerntet werden, danach sind über 10 bis 15 Jahre hinweg ohne Nachpflanzungen Ernten von sechs Tonnen Stängel pro Hektar möglich. Das entspricht 900 Kilogramm Fasern.

Das Brennnesselgarn besitzt guten Glanz und Festigkeit und lässt sich leicht färben. Es kann je nach Herstellungsart weich, seidig und schön zum Anfassen sein oder ein robustes, technisches Gewebe.

Die Fasern im Stängel verleihen der Pflanze Stärke durch Flexibilität die ihnen Hilft sich im Wind zu biegen, anstatt zu brechen. Wie bei anderen Bastpflanzen befinden sich auch bei der Brennnessel die Fasern zwischen der äußeren Rinde (Epidermis) und dem zentralen Holzkern, sie sind in Bündeln angeordnet, die durch Pektine zusammengehalten werden. Sie sind nicht nur besonders fest und elastisch, sondern sie haben auch feuerhemmende Eigenschaften.
Die Fasern der Brennnessel haben die besondere Eigenschaft, dass sie hohl sind, d.h. sie können in ihrem Inneren Luft ansammeln und so eine natürliche Isolierung bilden um eine kühle Faser für Sommerbekleidung oder Sportbekleidung zu schaffen. Werden die Garnlängen verdreht, wird der hohle Kern verschlossen und die Isolierung wird reduziert. Für Winterbekleidung bleibt die hohle Faser bei geringer Verdrehung offen, wodurch die Temperatur konstant gehalten wird.

Zudem wird dem Garn eine therapeutische Wirkung zugeschrieben - es soll Anfälle von Rheuma erleichtern und allergische Reaktionen lindern.

Zurück zum Blog